Auf die Frage, was die höchste Achterbahn Deutschlands sei, hat fast jeder eine klare Antwort – Silverstar im Europapark . Dazu haben wir nur eine Meinung, jein. Ja wie? Richtig, der Hypercoaster “Der Schwur des Kärnan” im einzigen deutschen Freizeitpark am Meer ist exakt gleich groß wie der Kollege aus dem Süden der Republik. Und irgendwie auch einzigartig.
Die Idee
Laut Parkaussagen hatte Geschäftsführer Christoph Andreas Leicht zusammen mit seinem Team die irre Idee, eine völlig neuartige Achterbahn zu bauen. Er rief bei den Ingenieuren von Gerstlauer Amusement Rides an und berichtete von seinen Visionen.
Ja Hallo, Leicht hier aus dem hohen Norden. Ich hab da mal ne Frage.
Grüß Gott Herr Leicht, um was geht es denn?
Wir wollen eine Achterbahn, “Der Schwur des Kärnan”. Sie soll die höchste Achterbahn Deutschlands werden. Ach ja, und wir wollen uns natürlich von den anderen Freizeitparks abheben.
Wie Sie wollen abheben?
Naja wir dachten da an einen eingehausten Lifthill, senkrecht 73m nach oben. Das könnt ihr doch oder? Beim Fluch(t) von Novgorod habt ihr das doch auch so gemacht.
Ja das stimmt schon, bisschen hoch vielleicht.
Na das könnt ihr doch bestimmt. Ach ja, und einen Freien Fall wollen wir auch. Ist das denn technisch möglich? Kriegen wir das genehmigt?
Ähm… *Stille* … Nun ja, Herr Leicht sowas haben wir noch nie realisiert. Das kriegen wir aber bestimmt hin.
So oder so ähnlich stellen wir uns die Projektanfrage zum Schwur des Kärnan bei Gerstlauer vor. Die Ingenieure haben angeblich ihre eher spontane Antwort etwas bereut. Wie soll das gehen? Technisch? Was sagt der TÜV dazu? Fragen über Fragen…
Die Konstruktion
Nun ja, wie geht man vor. Es wurden verschiedenste Konzepte ausgearbeitet. Wie bremst man einen Zug sicher aus 73m Höhe bei einer Geschwindigkeit von 11m/s? Zusammen mit dem TÜV wurde eine Lösung gefunden. Für Hersteller Gerstlauer war “Der Schwur des Kärnan” der Einstieg in die Welt der Hypercoaster. Gespickt wurde die Fahrt mit weiteren Besonderheiten. Um diese zu erfahren, müsst ihr sie erfahren – also ihn, den “Schwur des Kärnan” im Hansa Park .
Typisch für den Park wurde die Anlage bereits ohne vollständiges Theming eröffnet, doch schon eine Saison später wurde der 80m hohe Stahlbetonturm vollständig in Klinkeroptik verkleidet. Auch der Wartebereich wurde extrem hochwertig gestaltet. Auf der Burg gibt es so einige Räume zu entdecken.
Das Erlebnis
Zu Beginn besteigt man die Burg über eine große Zugbrücke. Auf einem langgezogenen Weg erklimmt man Schritt für Schritt das Portal in das Innere des Gebäudes. Parallel hierzu laufen auf zig Bildschirmen Dokumentationen zum Schwur von Kärnan. Ein Reporter und mehrere Historiker berichten von neuen Erkenntnissen zur Geschichte der Attraktion. Hierzu gibt es mehrere Episoden, welche sogar auf YouTube veröffentlicht wurden.
Allein das Storytelling macht aus dem Schwur etwas ganz besonderes. Aber das war es noch nicht. Auf dem Weg zur Station durchquert der Gast mehrere gestaltete Räume. In einem der Räume wird der Gast aufgefordert, alle(!) losen Gegenstände in den zur Verfügung stehenden Schließfächern zu verstauen. Dazu gehören auch Handys, Schlüssel, Geldbeutel, Brillen – ALLES. Und der Hansa Park wie auch der TÜV haben allen Grund zu dieser eindringlichen Aufforderung.
Im letzten Raum wird eine kurze Showsequenz gespielt, in welcher die jeweiligen Sitzreihen ausgelost werden. Der Zufall entscheidet. Nichts mit extra Warteschlange für die erste Reihe. Die Tore öffnen und der 4-reihige Zug steht auch schon für seine nächsten Fahrer bereit. Nun beginnt die eigentliche Fahrt des Schwur des Kärnan.
Der Beginn ist ziemlich düster. In einer Linkskurve erreicht man bald den 73m hohen Lifthill, vor welchem der Zug kurz hält. Gespickt ist das ganze Erlebnis natürlich wieder mit viel Story und Show. Eine düstere Stimme erzählt einem etwas zum Turm, während der Zug langsam den Hill hinaufgezogen wird. Plötzlich hält der Zug – Stille – und LOS. Das Kreischen der Gäste dringt tief in die Trommelfelder ein, was den Effekt des freien Falls zusätzlich intensiviert. Nun fährt der Zug mit deutlich höherer Geschwindigkeit wie zuvor die gesamte Höhe hinauf. Oben angelangt wird der Antrieb langsamer und der Zug schleicht über die Kuppe, bis man Licht sieht, unten – GANZ UNTEN. Abermals ertönt lautes Gekreische und man verlässt den Turm.
Der Schwur des Kärnan durchfährt in wahnsinniger Geschwindigkeit (127km/h!) seine Elemente. Zunächst durchfahren die Gäste eine sogenannte Heart-Line-Roll. Nach einigen Runden hoch in der Luft folgt ein langer, sehr bodennaher Streckenteil. Die Strecke draußen hat ihren ganz eigenen Charme, allein durch die Tatsache, dass Gerstlauer wohl ein Faible für Stützen hat. So wird aus dem Outdoorpart ein wahres Kunstobjekt. Am Ende findet der Zug wieder seinen Weg zurück in die Burg, wo auf die Gäste abermals eine Überraschung folgt.
Tipp: Der Schwur des Kärnan hat einen eigenen YouTube Channel
Quellen: Der Schwur des KÄRNAN | HANSA-PARK, Neuheiten-Check: Der Schwur des Kärnan, Hansa-Park | Airtimers.com, Der Schwur des Kärnan – Wikipedia
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